Brigita Trzeczak (65) packt gerade eine üppige Tasche aus. Große Muscheln
legt die einstige Schulleiterin der Königschule auf einen Tisch im Zimmer
ihres Nachfolgers. Muscheln, in denen man das Meer rauschen hört, wenn man
sie sich ans Ohr hält. Fundstücke, die einen ein wenig wehmütig machen in
der Erinnerung an den vergangenen Urlaub am Meer. Brigita Trzeczak lässt sie
ihren Kollegen als Erinnerungsstücke an sie selbst da und geht in den
Ruhestand. Ein leises Rauschen von ihr soll bleiben. Besonders schön fände
es die 65-Jährige, wenn das Kollegium sich dazu durchringen könnte, eine
Patenschaft für ihre Hilfsprojekte in Togo, vier Kindergärten und vier
Grundschulgruppen, zu übernehmen. Von dort stammen die Erinnerungsstücke
auch.
Projekt in Togo
Schon beim Auspacken wird Brigita Trzeczak immer wieder unterbrochen.
Kolleginnen kommen, verabschieden sich. „Nächstes Jahr gehe ich in den
Ruhestand“, kündigt eine schon einmal einen Besuch in Togo an. Denn dort hat
sich Brigita Trzeczak längst ein Haus gebaut, um besser arbeiten zu können.
So richtig ruhig wird der Ruhestand der Frau, die malt, Musik macht und mit
ihrer Schwester ein Kinderbuch geschrieben hat, nie werden.
Ein
Hort der Ruhe war ihr Leben ja auch nie. Brigita Trzeczak wird 1951 in
Detmold geboren. Noch als Kind zieht sie mit ihrer Familie nach Mülheim. Am
Oberhausener Novalis Gymnasium macht Brigita Trzeczak ihr Vollabi. „Wir
waren der zweite Jahrgang mit Mädchen“, sagt sie über die damalige
Jungenschule. Sie selbst hatte drei Geschwister. „Meiner elf Jahre jüngeren
Schwester habe ich schon vor der Schule lesen und schreiben beigebracht“,
erinnert sich Brigita Trzeczak, wie der Grundstein für die
Grundschullehrerin gelegt wurde.
Ihr
Referendariat absolvierte sie an einer Gesamtschule in Mülheim. Es folgte
Station auf Station. Katholische und Gemeinschaftsgrundschule Am Schildberg
in Mülheim, Zwischenstopp an einer Förderschule, Hauptschule Schmachtendorf,
Kastellschule, Tackenberschule. Mal eben vier eigene Kinder großgezogen.
2007 aus der Privatinitiative in Togo einen Verein gemacht. „Als ich da aus
Togo zurückkam, war ich plötzlich Schulleiterin der Tackenbergschule“, sagt
Brigita Trzeczak. Die Schule wurde später geschlossen. Brigita Trzeczak
arbeitete ein Jahr in Frankreich. Sie kam zurück und wurde gekrönt. Jetzt
war sie Chefin der Königschule mit ihrer gelben Krone am Eingang.
Am
Dienstag gab es zwar keine Krone bei ihrer Verabschiedung, dafür aber einen
mit rotem Samtstoff bezogenen Stuhl. Und 150 Geschenke, wie Sven
Siebenmorgen, kommissarischer Schulleiter, erklärte. Denn alle Kinder,
Lehrer und Eltern führten etwas vor.
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